3.Törnbericht von Erich Bichlbauer über den Einhand-Segeltörn 2008 in Griechenland. Von der CHALKIDIKE zurück nach KORFU.


Hallo liebe Freunde!

Meine Fahrt mit der KIRLEKING von KORFU nach KRETA und weiter bis in die Marina Porto Carras am Mittelfinger der CHALKIDIKE habe ich in zwei bereits vorliegenden Berichten beschrieben (= 1.Teil der Fahrt gemäss nachstehender Karte).

Die nachstehenden Ausführungen betreffen meine Reise von Porto Carras zurück nach KORFU


Für größere Ansicht einfach anklicken

Aber nun zu meinem Bericht über die Fahrt von Pto. Carras zurück nach KORFU:

Nach rund 2-monatiger Pause – die Zeit verbrachte ich vorwiegend in Wien – fliege ich am 20.8. wieder nach Saloniki wo mich mein Freund Reinhold am Flughafen erwartet und mich mit seinem Wagen die rund 130km in die Marina bringt. Am 23.8. verlasse ich die Marina verbringe noch 3 Tage zur „Akklimatisierung“ in  nahegelegenen schönen Buchten und breche am  23.8. zur unbewohnten Insel PELAGONISI (KYRA) auf, die am NE-lichen Ende der Inselkette der nördlichen Sporaden liegt. Bei grösstenteils schönem Wind mit 5 Bft aus NE erreiche ich mein Ziel, die fijordähnlich tief einschneidende Bucht O.Panagia schon um 1600 und mache bald darauf Bekanntschaft sowohl mit 2 griechischen Einhandseglern als auch mit Gernot und Ruth, einem netten deutschen Lehrerehepaar und ihrer Tochter die mit einem Motorboot unterwegs sind. Gernot liegt mit seinem Boot in der Nachbarbucht und besucht mich mit seiner hübschen Tochter auf der KIRLEKING. Am nächsten Tag verbringe ich einige Stunden in angeregtem Gespräch auf ihrem etwa 6m langen Kajütboot und werde dabei auch eingeladen sie einmal in ihrem Ferienhaus  im Golf von Volos zu besuchen.

Noch am gleichen Abend bin ich mit „Stelios“ bei „Georges“ auf seinem Boot zum Abendessen eingeladen. Es gibt „Spagettis á la Marinera“, d.h. mit Muscheln die Georges untertags von den Felsen losgebrochen hat. Dazu natürlich einen „Mourapata“ – Rotwein vom Weingut meines Freundes Dieter von der Marina Porto Carras.

Im Lauf des Gesprächs stellt sich heraus, dass beide  Mitglieder des Nautical Yacht Clubs in Thessaloniki (NYCTh) sind und „Stelios“ sogar Mitglied des Vorstandes (Bereich Fahrtensegeln und Hafenangelegenheiten) ist. Spontan bietet er mir einen guten Liegeplatz für meine jährlichen Fahrten zur CHALKIDIKE an, der mich nur etwa 20% dessen kosten würde was ich üblicherweise in der Marina Porto Carras bezahle! Wir vereinbaren dass ich mich zu Beginn des kommenden Jahres bei ihm melden werde.


In flotter Fahrt bei 5 Bft von der Insel Pelagonisi (im Hintergrund) zur Insel Skyros

Die venezianische Festungt im Hauptort Skyros (Insel Skyros) im N der Insel

Ein Verlassen der Bucht ist am nächsten Tag wegen Zunahme des Windes und der dadurch bedingten starken Wellenbildung im nur etwa 20m breiten felsigen Ausfahrtsbereich  zu riskant, da Wind und Wellen direkt in die Einfahrt stehen. Wir alle verbringen daher noch einen weiteren Tag in der Bucht wobei meine griechischen Freunde auch der KIRLEKING einen ausgiebigen Besuch abstatten.

Aber am nächsten Tag, es ist der 28.8., als es nicht stärker als mit Bft 5 weht, bin ich fest entschlossen meine Fahrt trotz Bedenken meiner Freunde fortzusetzen.

Ich bewältige die Ausfahrt weitgehend problemlos wobei der Bug der KIRLEKING allerdings mehrmals in manche besonders steilen Wellen tief eintaucht und damit ordentlich „Wasser schaufelt“ wodurch das gesamte Deck und teils sogar das Cockpit überflutet wird. Aber nach etwa 15min gelingt es mir mich aus der gefährlichen Legerwalllage soweit zu befreien, dass ich  Segel setzen und allmählich in flotter Fahrt auf S- Kurs gehen kann.

Mein Ziel ist die etwa 40sm entfernte Insel SKYROS wo ich in der Bucht von Linaria, dem einzigen sicheren Hafen der Insel vor Anker gehe. Hier in Linaria habe ich mich immer wohl gefühlt wobei das nette Café „Cabos“ das in kleinen Felsnischen über dem lieblichen Hafen thront das Seine dazu beiträgt. Jedesmal wenn das einzige Fährschiff – die „Skyros Shipping Co.“ – das die Insel anläuft eintrifft, erschallt aus den Lautsprechern des Café’s lautstark die Ouvertüre zur Oper Zaradhustra womit eindrucksvoll das laute Motorengeräusch des Schiffes beim Anlegen untermalt bzw. verstärkt wird. Als ich abends in der Dunkelheit im Café verweile wird noch zusätzlich jedem Gast – kurz vor dem Anlegen des Schiffs - ein „Sternspritzer“ in die Hand gedrückt und das ganze Café strahlt daraufhin „wie ein Weihnachtsbaum“ – ein wahrlich eindrucksvoller Empfang für die Gäste die die Insel besuchen...!

Ein schwerer Schock – Wasser im Getriebeöl.....

Schon seit meiner Abreise von der CHALKIDIKE herrscht ein „Hoch“ über dem Balkan mit Luftdruck um die 1015bar während im E-lichen Mittelmeerraum nur ein Luftdruck von etwas über 1000bar zu verzeichnen ist. Diese Konstellation bedeutet immer Starkwind in der Ägäis aus dem N-lichen Quadranten. Demnach enthalten die „Navtex-Meldungen“ auch laufend Sturmwarnungen im E-lichen Teil der Ägäis die in den nächsten Tagen auch die Zentralägäis – d.h. das Gebiet in dem ich mich befinde – umfassen.

Skyros

Der Hafen Linaria (Blick vom Café „Cabos“ – s.rechtes Bild)

Das Café „Cabos“

Aber im Moment bin ich noch davon verschont und möchte am Morgen des 30.8. meine Fahrt zur Insel PSARA fortsetzen. Als ich wenige Minuten vor dem Ankerlichten noch routinemässig den Ölstand des Motors kontrolliere, traue ich meinen Augen nicht. Dieser ist nämlich völlig unerklährlich um 2cm (!) höher als der am Messstab angegebene Maximalstand! Natürlich wiederhole ich die Messung mehrmals aber immer mit demselben Ergebnis. Als ich danach kurz den Motor laufen lasse und daraufhin die Messung nochmals durchführe, offenbart sich mir zu meinem Schrecken der Grund für dieses Phänomen: Ich hab Wasser im Öl was nun eindeutig aus der gräulich-milchigen Färbung desselben ersichtlich ist. Der Schock nach dieser Erkenntnis sitzt tief, denn das bedeutet, dass ich die Maschine kaum benützen darf ohne dass sie Gefahr läuft schweren Schaden zu nehmen.

Nach ausführlicher telefonischer Rücksprache mit dem Mechaniker bzw. Hrn. Spiros von der Werft in KORFU kommen wir zum Schluss, dass es nur der Ölkühler sein kann dessen Kühlleitung korrodiert ist und somit die Kontaminierung des Öls mit (Kühl-) Wasser verursacht. (Eine fehlerhafte Zylinderkopfdichtung als mögliche Ursache ist auszuschliessen, da kein Kühlwasserverlust eingetreten ist). Eine Reparatur in SKYROS ist ausgeschlossen denn hier gibt’s nicht einmal einen Mechaniker...! Vorsorglich vereinbare ich mit Hrn. Spiros einen neuen Ölkühler plus die zugehörigen Leitungen zu beschaffen.

Hr. Spiros rät mir zu versuchen die Kühlwasserzufuhr zum Ölkühler mittels eines Bypasses zu umgehen wodurch der Motor – ohne Ölkühlung – mit um etwa 40% niedrigerer Drehzahl als normal gefahrlos laufen könnte. Leider kann ich das aber mit Bordmitteln nicht bewerkstelligen.

Zu allem Überfluss wird nun auch noch für die Zentralägäis (mein Gebiet!) Sturmwarnung gegeben und der Wind auf meinem Ankerplatz nimmt am Abend bzw. in der Nacht auch deutlich zu – in Böen bis 30kn (Bft 7). Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich eine weitgehend schlaflose Nacht (wie auch die darauffolgenden 3 Nächte) habe, denn es gibt wohl nicht viel Zermürbenderes als ohne intakte Maschine vor Anker liegend pausenlos von schweren Windböen gebeutelt zu werden.


Für techn. Interessierte: Die Ölleitungen hab ich zuerst durch einen „Bypass“ (s. rote Markierung), danach aber wieder mittels Hochdruckschläuchen u. Schlauchklemmen verbunden.

Mein Ankerplatz nahe dem Hafen Linaria (Skyros) auf dem ich 3 Tage mit Maschinenschaden ausharrte

Nach reiflichem Überlegen setze ich am nächsten Tag den Gedanken des Hrn. Spiros, den Ölkühler zu umgehen in die Praxis um indem ich mit der „Flex“ die Ölleitungen zum Kühler durchtrenne und sie mit einem Hochdruckschlauch (der Druck liegt um die 4bar!) den ich zufällig an Bord habe verbinde. Zu meiner Freude kann ich danach feststellen, dass das „Wasserproblem“ damit gelöst ist. Als ich danach jedoch den Motor noch ausgiebiger - auch bei etwas höherer Drehzahl – teste, muss ich allerdings zu meinem Schrecken feststellen, dass ich jede Menge Öl durch Lecks in den Ölleitungen (an den Übergängen zwischen Metall- und Gummischläuchen die mittels Pressungen gefertigt sind) verliere, da nun der Druck im System durch Ausschaltung des Ölkühlers wesentlich höher ist. Das hab ich natürlich nicht bedacht und ich bin dadurch nur vom Regen in die Traufe gekommen....!

Stressige Fahrt nach Kymi - ohne Maschine....

Am folgenden Tag (1.9.) verbinde ich daher wieder die durchtrennten Leitungen. Ein netter Fischer der in der Nähe meines Ankerplatzes Schutz gesucht hat, gibt mir die Adresse eines angeblich guten Mechanikers im Hafen von Kymi, das 20sm entfernt an der NE-Küste EUBÖAS liegt. Schon längst ist in mir der Entschluss gereift auch ohne einsatzbereite Maschine  Kymi anzulaufen, vor dem Hafen Anker zu werfen und mich danach von einem Fischer in den Hafen schleppen zu lassen. Ich versuche den Mechaniker in Kymi zu kontaktieren aber er spricht nur griechisch.

Letztlich vereinbare ich mit Hrn. Spiros, dass ich eben ohne einsatzbereite Maschine am 3.9. nach Kymi segeln und vor dem Hafen vor Anker gehen werde was allerdings riskant sein kann, da ich mich dabei – je nach örtlicher Windrichtung – wahrscheinlich auf Legerwall befinden werde. Ich wähle diesen Tag, da der Sturm lt. Wetterbericht  vorbei sein wird und günstiger Wind von Bft 5 aus N – NW zu erwarten ist.  Hr. Spiros teilt das dem Mechaniker mit und dieser macht sich erbötig einen Fischer zu organisieren dem ich im Notfall in Hafennähe meine Leine geben könnte. Selbstverständlich bitte ich Hrn. Spiros hiefür bereits vorab einen ungefähren Festpreis zu vereinbaren...!

Während ich daraufhin am 3.9. um 0800 auf SKYROS meinen Anker lichte und bei noch sanfter Brise durch den grossen Golf von Kalamitsas der offenen See zustrebe, benütze ich diese Zeit um auch meine Versicherung in Wien per E-Mail von meiner prekären Situation ausführlich zu unterrichten.

Danach segle ich – entsprechend der Wettervoraussage – bei schönem N-Wind von ca.18kn (Bft 5) mit zeitweise bis zu 8kn Fahrt auf Kymi zu. Vereibarungsgemäss gebe ich 11/2 h vor der geschätzten Ankunftszeit an Hrn. Spiros meine Position durch, damit er nach Kontaktnahme mit Kymi das Auslaufen des Fischerbootes sicherstellen kann. Leider ist jedoch das Telefon des Mechanikers in Kymi „abgeschaltet“ und Hr. Spiros kann weder mit ihm, noch dem Fischerboot (von dem er keine Tel.No. hat) in Kontakt treten. Ich muss demnach zur Kenntnis nehmen, dass ich vollkommen auf mich allein gestellt bin.

Kymi (Euböa)

Ein trauriger Anblick: Die Kirleking „am Haken“ beim Abschleppen in den Hafen von Kymi (Euböa)

Das weite „alte Hafenbecken“ in Kymi, das ich praktisch für mich alleine habe. Hinter der im Hintergrund nur schwach erkennbaren Steinschüttung hatte ich den Anker geworfen als ich hier ankam (Blick nach S)

Ich habe Glück denn die ausgedehnte Steinschüttung die den weitläufigen Hafen von Kymi nach S hin begrenzt bietet relativ guten Schutz vor den Wellen und es gelingt mir auch ein gutes „französisches Ankermanöver“ das darin besteht den Anker während des Ausbringens einfach „zu überfahren“  um auch ohne Maschine  zu gewährleisten dass er sich möglichst sicher eingräbt.

Ein hilfsbereiter junger Fischer und ein tüchtiger Mechaniker in Kymi.....

Daraufhin fahr ich mit dem Dingi in den Hafen und kontaktiere einen jungen Fischer in seinem Boot. Zu meiner Freude spricht „Costas“ sehr gut englisch und erklärt sich auch bereit mich gegen 1800 – wenn der Wind nachlässt – in den Hafen zu schleppen. Gleichzeitig empfiehlt er mir einen Mechaniker der uns auch beim Abschleppen helfen wird. Wie sich später nach dem Vertäuen des Bootes im Hafen herausstellt ist „Georges“, der junge Mechaniker offensichtlich sehr tüchtig. Er hat jedenfalls die Situation sofort erfasst und keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, dass er die Reparatur auch durchführen kann vorausgesetzt natürlich die Verfügbarkeit der notwendigen Ersatzteile.

Kymi  (Euböa)

Das ist Johann(65). Er ist Belgier, spricht 7 Sprachen, war in jungen Jahren beim fliegenden Personal von Sabena, dann bei der UNIDO als Enwicklungshelfer. Jetzt lebt er vom Knüpfen von Einkaufsnetzen. Die Technik dazu hat er von einem türkischen Fischer gelernt. Sein Erspartes hat er grossteils in Casinos angebracht.....!

So riesige Octobusse wie in dieser kleinen Taverne am Hafen hab ich noch nie gesehen.

Nun muss ich auf das Eintreffen der Teile die Hr.Spiros mittlerweile bestellt hat warten, muss aber ausserdem meinen Liegeplatz, der für ein anderes grosses Schiff reserviert ist verlassen und im ausgedehnten äusseren (alten) Hafenbereich vor Anker gehen. Mir ist das nur recht, denn in dem sauberen Wasser kann ich schwimmen und werde auch von keinem Mopedlärm aus dem Schlaf gerissen. Lediglich der Wind fegt oft mit Böen bis zu 25kn durch das Hafenbecken.

Nach 9 Tagen mit Maschinenschaden endlich Reparatur und Weiterfahrt.....

Als dann am Montag den 8.9. die Ersatzteile gegen Mittag eintreffen, kommt Georges wie vereinbart pünktlich um 1730 auf mein Boot, windet sich schlangengleich in den Motorraum und ersetzt mir innerhalb von etwa 2 Stunden den äusserst schwer zugänglichen Ölkühler sowie die zugehörigen Leitungen. Ich bin begeistert und setze gleich am nächsten Tag bei günstigem N-Wind zwischen 5 und 6Bft meine Fahrt entlang der E-Küste EUBÖAS Richtung S fort. Ich gehe in der kleinen sicheren nur von ein paar unbewohnten  Häusern umgebenen Ankerbucht Kastries nahe der S-Spitze EUBÖAS vor Anker. Kurz vor dem Einlaufen in die Bucht frischt der Wind aber kräftig bis zu 30kn (Bft7) auf und verbunden mit starkem Wellengang erlebe ich bange Momente bis ich die (diesmal richtige!) Einfahrt in die Bucht ausgemacht habe - und bin erleichtert als ich mich endlich im ruhigen Fahrwasser befinde.

Mein nächstes Ziel ist MYKONOS jedoch warte ich noch 2 Tage zu, da der Wind auf Bft7 zugelegt hat und die S- Küste der Insel ANDROS der ich entlang fahren muss bekannt für ihre schweren Fallböen ist.

Mykonos
Sowohl die 5 Windmühlen am „Windmühlenberg“ im linken Bild, als auch der auf dem Brunnensockel sitzende Pelikan – insgesamt sind es zwei – im rechten Bild, gehören zu den Wahrzeichen der Insel

Demnach setze ich erst am 12.9. meine Fahrt nach MYKONOS fort wo ich in der Ornos-Bucht an der SW-Spitze der Insel vor Anker gehe. Am nächsten Tag verhole ich mich jedoch in die S-lich der Stadt gelegene Korfos-Bucht von wo aus ich mit dem Dingi in den Hauptort der Insel fahre und mich wieder einmal voll in das „Highlife des Touristenstromes“ integriere. Es ist kaum zu glauben dass auch jetzt noch in der  Nachsaison ständig „Kreuzfahrtschiffe“ eintreffen und der Ort nach wie vor fest in der Hand von Touristen aus aller Herren Länder ist. Unangenehm warme und schwüle feuchte Luft liegt über der Insel und mehrmals hat man den Eindruck als ob es jeden Moment ein Gewitter geben könnte.

Am 14.9. gegen Mittag  verlasse ich MYKONOS und setze bei ruhigem Wetter meine Fahrt nach Parikia, dem Hauptort der Insel PAROS fort. Als ich dabei entlang der E-Küste der Insel DILOS fahre kommt plötzlich etwa für 1 Stunde dichter dunstiger Nebel auf und die Sichtweite wird dadurch auf etwa 100m begrenzt. Für Schiffe ohne Radargerät zweifellos eine äusserst unangenehme Situation. Ich werfe in der weiten Bucht vor dem Hafenbecken meinen Anker und unternehme einen Stadtbummel. Auch den nächsten Tag verbringe ich in Parikia, verhole mich jedoch in die etwas N-licher gelegene Bucht, da das Wasser in Hafennähe stark verschmutzt ist.

Am 16.9. verlasse ich Parikia und fahre wieder bei schönem ruhigen Wetter weiter an die N-Seite von PAROS in die grosse weite Bucht von Naousa. Ich gehe in Hafennähe vor Anker und verbringe anschliessend einige Zeit in dem nun schön ausgebauten sauberen Hafen der jetzt auch über wesentlich mehr Liegeplätze für Yachten verfügt als vor dem Umbau. Allerdings gibt es keine Strom- und nur einige versteckte Wasseranschlüsse – dazu haben die „EU-Gelder“ offensichtlich nicht mehr gereicht...!

Naousa (Paros)

Der Hafen und die Wasserfront des Ortes

Ein seltener Anblick: Eine japanische Yacht im Hafen

Den nächsten Tag verbringe ich bei schönem ruhigen Wetter mit schwimmen und arbeiten am Laptop, doch am 18.9. um 0300 früh setzt plötzlich starker N-Wind ein und ich werde auf Legerwall liegend von einem unangenehmen Wellengang ordentlich durchgebeutelt. Um 0600 halte ich es nicht mehr aus und verhole mich an die NW-Seite der Bucht wohin mir auch einige andere Yachten folgen. Als gegen 1700 der Wind etwas nachlässt, verlasse ich die Bucht und fahre bei raumen Wind um die 20kn wieder zurück nach Parikia von wo ich am nächsten Tag nach MILOS weiterfahre. Meinen ursprüngliche Plan PAROS an der E-Seite zu umfahren, konnte ich aufgrund der unvorhergesehenen schwierigen Windverhältnisse in der Meerenge zwischen NAXOS und PAROS nicht verwirklichen. Während meiner Fahrt vorbei an der Insel SIFNOS und weiter in die Bucht von Adamas auf MILOS ziehen immer wieder Wolken auf und am darauffolgenden Tag setzt starker Regen begleitet von unangenehm kalten Wetter ein. Als es jedoch am Sonntag den 21. aufklart  unternehme ich einen etwa 3 stündigen Ausflug von Adamas nach Plaka an der NW-Seite der Insel. auf einem netten Fussweg, abseits der viel befahrenen Strasse

Der Wetterbericht für den nächsten Tag sagt zwar Regen, jedoch günstigen Wind aus dem N-lichen Quadranten voraus, sodass ich um 0700 die Bucht von Adamas verlasse und mich auf die 75sm lange

Fahrt zur S-Spitze der PELOPONNES und weiter zur Insel ELAFONISOS mache. Die ersten 3 Stunden  ist es bei schwachem Wind trüb und regnerisch, doch dann klart es etwas auf und bei etwa 15kn Wind aus

SW komme ich mit etwa 8kn Fahrt flott voran. Meine Freude währt jedoch nicht allzu lange, denn am frühen Nachmittag ziehen zuerst dunkle Wolken S-lich und etwas später auch N-lich von meiner Route.


Milos: Ausflug n.Plaka. Links oben die ehemalige Festung

Vor Anker auf der Elafonisos Insel

auf. Diese Wolken verdichten sich v.a. im N zu  beinahe pechschwarzen Wänden in denen immer wieder Blitze aufzucken deren durchdringender Donner auch von mir fallweise wahrgenommen werden kann. Ich fühle mich alles andere als wohl und versuche laufend die Zugrichtung dieser Gewitter zu verfolgen. Nach einiger Zeit kann ich jedoch zu meiner Erleichterung feststellen dass diese in NE – licher Richtung, d.h. in etwa parallel zu meinem Kurs abziehen und ich von ihnen demnach nicht tangiert werde. Um 1645 umrunde ich mit etwas Respektabstand das oft gefürchtete aber diesmal sehr friedliche Kap Malea und erreiche um 1815 die an der W-Seite von ELAFONISOS gelegene Levky Bucht.

Ein frustrierendes Erlebnis auf meinem Ankerplatz....

Ich gehe in der N-lich gelegenen Einbuchtung  dieser Bucht vor Anker um auch bei einer eventuellen Winddrehung auf N geschützt zu sein. Meine Zufriedenheit mit meinem Ankerplatz währt jedoch nicht lange. Denn kurz darauf  wirft eine Charteryacht mit kroatischer Besatzung ihren Anker so nahe an meinem Ankerplatz dass unsere Boote in nur etwa 15m Abstand zu liegen kommen. Die anscheinend schon etwas angeheiterte Mannschaft kümmert das aber überhaupt nicht denn einige von ihnen schicken sich sofort an ein Bad im Meer zu nehmen. Eine Diskussion mit solchen Zeitgenossen ist für mich zwecklos und so lichte ich meinen Anker und lege mich in die S-Seite der Bucht. Gegen 2300 Uhr wird jedoch meine Befürchtung dass der Wind auf N drehen könnte wahr und ich komme bei Wind von 15kn in eine unangenehme Legerwallsituation die mich zwingt meinen Ankerplatz zu verlassen. Ich verhole mich daraufhin in pechschwarzer Nacht nach etwa einer Stunde Fahrt nur mit Hilfe meines Navigationssystems und dem Radar in die E-lich gelegene  S-Bucht der kleinen Insel. Mein Ärger über die Kroaten die mich von meinem sicheren Ankerplatz vertrieben hatten weicht jedoch grossteils einer inneren Befriedigung über das Vollbrachte wobei mir aber natürlich auch meine gute Ortskenntnis hilfreich war. Hier liege ich zwar sicher, doch unangenehmer Schwell vergällt mir die Nachtruhe der ohnehin schon kurzen Nacht.

Halbinsel Mani (Mittelfinger d.Peloponnes)

Am Cap Tainaron – dem S - lichsten Punkt des Mittelfingers der Peloponnes. Etwa in Bildmitte die Reste des „Poseidon-Todesorakels“. (Blick nach S)

Grabstätten

Bei schönem Wetter fahr ich am nächsten Tag weiter nach Pto.Kagio nahe der S-Spitze des Mittelfingers der PELOPONNES. Gegen Mittag erreiche ich diese schön gelegene  Ankerbucht und begebe mich nach einem ausgiebigen Bad auf eine insgesamt 3 – stündige Wanderung zum Kap Tainaron an der S-Spitze der Halbinsel. Auf dem Weg zurück sehe ich schon aus der Ferne zwei weitere Yachten unter österreichischer Flagge in der Bucht. Von „Christa und Erich“, die mit einer schönen Hallberg Rassy unterwegs sind, werde ich etwas später zu einem Besuch auf ihrem Schiff eingeladen und dabei stellt sich heraus dass sie nicht nur passionierte Fahrtensegler, sondern dass Erich darüber hinaus auch Präsident des Österreichischen Hochsee Yachtclubs ist.

Bei schönem Wetter und gutem Wind mit 15-20kn von achtern, verbunden allerdings mit unangenehm hohen Wellen, erreiche ich gegen 1700 die grosse Ankerbucht von Methoni wobei sich mittlerweile das Wetter jedoch stark eingetrübt hat.. Ein kurzer Abstecher in die Bucht bestätigt meine Vermutung, dass diese unter diesen Verhältnissen (Wind aus SW) weitgehend ungeschützt ist und so beschliesse ich etwa 6sm weiter in die „Marina“ von Pylos im Golf von Navarone einzulaufen.

Als ich pflichtgemäss am nächsten Tag gegen 1000 Uhr der Hafenbehörde einen Besuch abstatte geht ein etwa 3 Stunden dauerndes wolkenbruchartiges Gewitter verbunden mit Wind von mehr als 20kn nieder sodass der sonst immer so friedliche Golf mit Schaumkronen bedeckt ist. Ich überlege die instabile Wetterlage etwas abzuwarten, raffe mich aber doch am nächsten Tag – es ist der 26.9. - zur Weiterfahrt Richtung N, nach Katakolon auf.

Pylos

Die „Marina“ in Pylos

Mein Liegeplatz in der Marina

Das sollte ich aber bereuen, denn bald nachdem ich den Golf verlassen habe, hab ich mit zwar nur schwachem Gegenwind, jedoch unangenehm hohen und kurzen Wellen zu kämpfen, die ein Vorwärtskommen sehr erschweren. Ich beschliesse daher erstmals die in meinen Pilots als gute Ankermöglichkeit beschriebene Bucht auf dem kleinen von einem hübsch gelegenen Kloster beherrschten Inselchen PROTI, das etwa auf halbem Weg nach Katakolon liegt, anzulaufen. Der direkt unterhalb des Klosters schön gelegene Platz erweist sich jedoch einerseits infolge der grossen Wassertiefe von gut 20m und andererseits aufgrund der fortwährenden Winddrehungen als tükisch. Mit einem Wort – ich fühle mich hier in Anbetracht der instabilen Wetterlage nicht sicher und fahre trotz der für mich ungünstigen Verhältnisse weiter nach Katakolon wohl wissend dass ich die im Hafenbereich gelegene v.a. bei N-Wind absolut sichere Ankerbucht erst gegen Mitternacht erreichen werde. Hart am Wind mit gesetztem Grosssegel  und mit Motorunterstützung, erreiche ich Katakolon „schon“ um 2330 und fühle mich in der  ruhigen und sicheren Bucht endlich wohl.

In der Nacht kühlt es deutlich ab und beim Frühstück muss ich eine Temperatur von nur 16° zur Kenntnis nehmen, die durch die feuchte Luft noch unangenehmer wirkt.

Meine Weiterfahrt in den Golf von Petala und weiter in die Vlicho – Bucht bei Nidri ist von schwachem Wind jedoch sehr unbeständigem Wetter mit fallweise leichtem Regen begleitet.

Als ich in die der Vlicho – Bucht vorgelagerte Tranquil – Bay einlaufe, bin ich über die grosse Anzahl von Booten die in beiden Buchten vor Anker liegen überrascht. In der Vlicho – Bucht zähle ich 75 Boote und die Anzahl der Schiffe in der Tranquil – Bay schätze ich auf etwa 50, d.h. total etwa 120 Yachten. Darin sind jedoch nicht die vor Nidri liegenden Charterflotten die mindestens noch einmal diese Anzahl ergeben.

Ich komme mit „Alfred“, ein Einhandsegler aus Villach, der mit seiner „Eos“, einer sehr gepflegten Moody 32 unterwegs ist in’s Gespräch und wir besuchen uns gegenseitig auf unseren Booten. Auch er ist von der grossen Anzahl von Yachten die um diese Jahreszeit noch unterwegs sind überrascht.

Ich verbringe vier regenreiche Tage in der Vlicho – Bucht und setze meine Fahrt erst am 3.10. nach N fort. Nach passieren der Drehbrücke im Lefkas – Kanal um 1000 klart das vorher trübe Wetter auf  und ich erreiche die als Ankerplatz vorgesehenen Syvota – Inseln bei Wind um die 10kn aus W- licher Richtung schon gegen 1500 Uhr. Als ich diese kleine dem Festland unmittelbar vorgelagerte Inselgruppe erreiche dreht der auf 15kn zunehmende Wind immer mehr auf SW, sodass ich aufgrund dieser für mich günstigen Verhältnisse beschliesse gleich nach KORFU weiterzufahren.

Die Nacht verbringe ich in der unmittelbar in Nähe der Einfahrt zur Gouvia - Marina gelegenen Bucht und fahre am nächsten Morgen, nach meinem letzten Bad im Meer, bei vorerst strahlendem Sonnenschein in diese ein.

Kurz nach dem Festmachen in der Marina zieht es schlagartig zu und es beginnt ein Dauerregen der auch den ganzen nächsten Tag – es ist Sonntag der 5.10. – anhält. Ich bin froh meine Rückfahrt – bedingt durch die fortwährende instabile Wetterlage – beschleunigt zu haben. Die nun sehr tiefen Temperaturen in der Nacht von etwa 11°C sind jedenfalls in der Marina mit permanentem Landanschluss (Strom) leichter zu ertragen als unterwegs auf irgendwelchen Ankerplätzen.

Auf der Spiros-Werft in Korfu

Während des Slippvorgangs.....

.....und endlich am Trockenen

Erst am 6.10. scheint wieder einmal die Sonne und am Dienstag den 7.10. wird die KIRLEKING wieder auf der Spiros – Werft an Land geslippt. Infolge eines Streiks der Olympic Airlines muss ich auch meinen Rückflug ändern und flieg noch am gleichen Tag abends nach Athen um am Morgen des nächsten Tages, es ist der 8.10.,  die angeblich letzte Maschine - vor der Ausweitung des Streiks auf die Flughäfen - nach Wien zu nehmen.

Durch die infolge des bevorstehenden Streiks etwas überstürzte Abreise stehe ich natürlich unter Druck und erst als ich in der Maschine nach Athen sitze und das Lichtermeer der Stadt Korfu in der Dunkelheit entschwindet legt sich der Stress der vergangenen Stunden und in mir kommt wieder tiefe Dankbarkeit auf, dass ich auch die auf diesem Törn aufgetretenen Probleme bewältigen konnte und dass ich wiederum so viele schöne Erinnerungen aber auch wertvolle Erfahrungen mit nach Hause nehmen darf.

Liebe Grüsse
Erich

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