Die Fahrt mit der KIRLEKING von Nisyros nach Korfu



Hallo liebe Segelfreunde!
Nun hab ich mich – zwar etwas spät – doch noch aufgerafft meinen 3. und damit letzten Bericht über meinen Segeltörn 2004 zu verfassen. Nachstehend zur Orientierung die gesamte Fahrtroute.

Reiseroute Erich Bichlbauer
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In meinen beiden vorangegangenen Berichten (1. Törnbericht, 2. Törnbericht) habe ich meine Fahrt von KORFU bis zur Vulkaninsel NISYROS im Dodekanes beschrieben. Nun setze ich meinen Bericht mit der Beschreibung meines Törns von NISYROS bis nach Marmaris in der Türkei, der Regattabegleitung der „Blue Water Race – Flotte“ beim BWR 2004 und der anschließenden Rückreise nach KORFU, dem Heimathafen der KIRLEKING fort.

Aufbruch in die Türkei....
Am 31. 5. verlasse ich den kleinen aber sehr anheimelnden Hafen Paloi auf NISYROS (Hafenfoto siehe 2. Törnbericht) und mache mich bei schönem Wetter und angenehmen W-Wind von 15 kn unter vollen Segeln zum ca. 30sm entfernten Hafen Datca in der Türkei auf. So wie fast alle Yachten habe auch ich auf die umständlichen Ausklarierungsformalitäten in Griechenland verzichtet, was mich allerdings im Moment ein wenig mit Unbehagen erfüllt...! Nachdem ich aber schon nach 11/2 Stunden die S-Küste der Halbinsel Datca nur mehr 2,5sm an BB voraus habe und ich mich somit eindeutig in türkischen Gewässern befinde, fühle ich mich erleichtert und genieße nun meine neue Umgebung. Dazu gehören v.a. einige majestätisch vorbeiziehende Gulets an deren Decks sich viele Menschen in der Sonne räkeln. Diese großen imposanten, meist ganz aus Mahagoni gebauten, mit kräftigen Motoren bestückten Motorsegler erreichen trotz ihres hohen Gewichtes beachtliche Geschwindigkeiten. Meist sind es Charterschiffe aber oft sind ihre Eigner auch wohlhabende Türken.
Schon um 1500 komme ich in Datca an und werfe weit draußen in der großen Bucht im glasklaren Wasser meinen Anker. Der Grund für die Platzwahl „weit draußen in der Bucht“ ist die abendliche Lärmbelästigung durch Diskotheken vor der ich – mit Recht – von verschiedenen Seiten vorgewarnt worden bin. Das gilt natürlich nicht nur für Datca, sondern – leider auch – für sehr viele Häfen aber auch kleinere Anlegeplätze in der Türkei die dem Massentourismus huldigen.

Problemloses Einklarieren .....
Nachdem ich ein ausgiebiges Bad im angenehm warmen und sauberen Wasser genommen habe, mache ich mich landfein und suche Mr. Icot von „Knidos Tourisme“ auf, der mir auf Nisyros als Agent für die Erledigung der Einklarierungsformalitäten empfohlen worden war.
Nach einem etwa 2- stündigen interessanten Bummel durch das „Neue und Alte Datca“ sowie dem Besuch eines Internet- Cafés, kann ich bei Mr. Icot meine erledigten Papiere wieder in Empfang nehmen.
Es hat alles bestens geklappt und ich bin von der allgemeinen Freundlichkeit die mir v.a. von den einfacheren Leuten entgegengebracht wird angenehm berührt. Ich besorge mir auch einige Flaschen „Ayran“, ein geschmackvolles „wässriges Yoghurt“ – meinem fortan liebsten Getränk an Bord.

Schöner Hüsarönü Golf .....
Am nächsten Tag, den 1. 6., breche ich gegen 1400 auf und fahre weiter nach E in die nur 9sm entfernte Bucht Kuruca Bükü. Um Punkt 1900 nimmt jedoch auch hier – an der N- Seite der Bucht - eine nicht allzu weit entfernte Diskothek mit überlauter Musik „ihre Arbeit auf“, sodass ich – gemeinsam mit einer anderen Amel- Yacht den Platz fluchtartig verlasse um den Anker in einer kleinen Einbuchtung am W- lichen Eingang zur Bucht neuerlich fallen zu lassen. Am nächsten Morgen kommt eine Fischerfamilie vorbei und ich versorge mich mit frischen Fischen.
Gegen 1400 fahre ich etwa 10sm weiter in die schöne, von Bäumen eingefasste NW-Bucht des Hüsarönü Golfes.

Am Ankerplatz erhalte ich frische Fische Felsformation an d.N-Seite des Hüsarönü Golfes Die BWR- Flotte beim Auslaufen aus MARMARIS zum „Offshore Race“

 

Ankunft in MARAMARIS und Beginn der BWR (Blue Water Race) – Regatten....
Nach einer kleinen Rundfahrt im E-Teil dieses Golfes bei der ich auch an der mir sehr empfohlenen Marti Marina vorbeifahre, verlasse ich diesen schönen Golf und lege am 4. 6. gegen 1530 in der Netsel Marina in MARMARIS an. Ich bin von der Größe dieser Marina, den zahlreichen Geschäften und Diskotheken sowie der schier endlosen, mit Restaurants bzw. einfachen Esslokalen gespickten „Flaniermeile“ (in Richtung Stadt) sehr beeindruckt. Das Einzige was mich dabei wirklich stört ist die Unzahl von mächtig großen Gulets die dichtgedrängt am Kai liegen und somit den Blick auf das Meer völlig verwehren.
Am nächsten Tag trifft gegen 1000 der erste Bus mit den BWR- Teilnehmern ein. Der Empfang durch den Wettergott ist nicht gerade freundlich – es regnet kurzzeitig...!

Austragung der ersten zwei Regatten als „Inshore Races“......
Tags darauf – es ist Sonntag der 6.6. – lacht wieder die Sonne vom Himmel und es können bei recht guten Windverhältnissen die ersten zwei Regatten als „Inshore Race“ in der weiten und nach ESE hin tiefeinschneidenden Bucht vor Marmaris ausgetragen werden.
Wie vorgesehen fungiert die KIRLEKING als Regatta- bzw. Start-/Zielschiff wobei ich von den Herren Walter Kiss und seinem Mitarbeiter „Buddy“ beim Auslegen der von Hrn. Kiss zur Verfügung gestellten Bojen sowie bei der Abwicklung des Start- und Zieldurchgangs tatkräftig unterstützt werde. Es klappt alles bestens und es ist erstaunlich wie gut alle 12 Teilnehmer mit ihren Schiffen zurechtkommen, wenn man bedenkt dass ja keinerlei „Trainingszeit“ zur Verfügung stand!

Abfahrt aus Marmaris und das erste „Offshore Race“......
Am Montag den 7. 6. verlassen wir gegen 0900 Marmaris und auf unserem Weg zum nächsten Hafen dem etwa 40sm entfernten BOZBURUN (=YESILOVA) wird etwa nach 6sm (ab Marmaris) mit dem 3. Regattadurchgang in Form eines „Offshore Race“ über etwa 34sm begonnen. Es wird ein fliegender Start („Hasenstart“) durchgeführt für den die KIRLEKING nicht benötigt wird. Meine Aufgabe ist es vielmehr dem Regattafeld vorauszufahren und kurz vor Bozburun an einem vereinbarten Punkt den Zieldurchgang abzunehmen.
Schon bald nach dem Start kommt starker SW-Wind von bis zu 30kn auf und das Regattafeld muss demnach aufkreuzen. Ich bin sehr beeindruckt, dass - soweit ich es erkennen kann - alle Schiffe trotz Wind und starker Welle „Vollzeug“ fahren. Um meine vereinbarte Position sicher noch vor dem Regattafeld zu erreichen, fahre ich größtenteils unter Groß mit Maschinenunterstützung und erreiche diese auch wirklich fast 2 Stunden vor dem Eintreffen des ersten Regattateilnehmers. Bald darauf kommen plötzlich mehrere Schiffe knapp hintereinander auf die Ziellinie zu und ich bin entsprechend gefordert um auch wirklich eine korrekte Reihung der ankommenden Boote vorzunehmen.

Regattabesprechung vor dem 3. „Inshore Race“ Gulets vor der Stadt MARMARIS

 


Von Bozburun nach Selimye Koyu und das dritte „Inshore- Race“.....
Der kleine gut geschützte und malerisch gelegene Hafen von BOZBURUN wird von der BWR-Flotte fast zur Gänze in Beschlag genommen.
Am nächsten Tag (8. 6.) steht keine Regatta am Programm und alle Schiffe fahren im Lauf dieses Tages in die Bucht von Selimye Koyu wo am 9. 6. bei leichten Windverhältnissen der 4. und letzte Durchgang in Form eines „Inshore Race“ durchgeführt wird.
Die KIRLEKING ist wiederum Start- und Zielschiff. Diesmal stehen keine Bojen zur Verfügung und so habe ich, um die Start-/Ziellinie auszurichten, aus der aufblasbaren Sitzbank meines Schlauchbootes eine Boje gebastelt und zu deren Verankerung meinen Dingi Anker an einer mehr als 50m langen Leine befestigt. Die Befestigung der Leine an der „Boje“ gestaltet sich schwierig, da diese keinerlei Befestigungsvorrichtung dafür hat. Durch eine zusätzliche Unvorsichtigkeit meinerseits verabschiedet sich auch prompt die gesamte Leine samt Anker als ich die Boje kurz vor Beginn der Regatta ausbringe (Beim Test am Vortag hat alles bestens gehalten!). Ich fertige rasch eine neue Befestigung samt Leine etc. an und bei diesem 2.Versuch klappt es dann. Doch treibt die Boje infolge des fehlenden Ankers im Verlauf der Regatta etwas ab, wodurch aber ein korrekter Zieleinlauf nicht beeinträchtigt wird. Als Luvboje wird von der Regattaleitung in Ufernähe ein Schlauchboot vor Anker gelegt.

Schwieriges Ankermanöver bei 50m Tiefe.....
Das einzige wirkliche Problem das ich habe liegt darin, dass ich die KIRLEKING an der Startlinie bei einer Tiefe von 50m vor Anker legen muss. Ich muss dabei sehr vorsichtig vorgehen um ein plötzliches unkontrolliertes Ausrauschen der Ankerkette und dadurch letztlich deren Totalverlust aber auch eine Beschädigung des Bootes beim eventuellen Ausreißen der Kettenbefestigung zu vermeiden. Immerhin beträgt das Gewicht von 50m Kette plus dem Ankergewicht von 34kg rund 160kg wodurch die relativ glatte Niro-Kette beim Ausfahren des Ankers immer wieder die Tendenz hat den Halt auf der Kettennuss der Ankerwinsch zu verlieren und ungebremst über diese hinwegzugleiten....! Aber letztlich gelingt auch das und die KIRLEKING liegt mit „nur“ 70m ausgefahrener Kette während der gesamten Regatta – bei allerdings leichtem Wind - sicher auf 50m Tiefe vor Anker.....und ich bin wieder um eine Erfahrung reicher!
Unmittelbar nach Regattaende machen sich alle Schiffe auf in die Bucht von Keci Bükü.

Die Route der KIRLEKING in der TÜRKEI (blaue Linie) und die BWR – Regatten (rote Markierungen)

 

Über die Regattaergebnisse sowie einige „Highlights“ der Regatta wurde schon an anderer Stelle unserer Homepage berichtet, sodass ich darauf nicht mehr näher eingehen will.
Aus meiner Sicht war auch das BWR 2004 ein voller Erfolg und unser „Alex“ (Kohlendorfer) hat das alles wieder einmal bestens organisiert. Wenn man sich vor Augen hält welches Ausmaß an Zeit und an Verantwortung (dass alles auch wirklich klappt!) mit der Ausrichtung so einer Regatta verbunden sind, kann man das nicht hoch genug würdigen.

Abschied von der BWR – Flotte und Weiterfahrt nach Bodrum.....
Da nach dem 4. und somit letzten Regattadurchgang meine Aufgabe als Regattabegleitschiff erfüllt ist und ich ja noch einen weiten Weg zurück nach Korfu habe, verlasse ich am 10. 6. früh die BWR – Flotte und fahre etwa 40sm nach KNIDOS. Die ehemalige Stadt wurde im 4. Jh. v. Chr. gegründet und erlangte bald darauf eine führende Stellung im Seehandel aber auch in Wissenschaft und Kunst. In der malerischen nicht allzugrossen Bucht die von Ruinen und einem eindrucksvollen Theater umgeben ist ankern u.a. auch einige große Gulets mit Tagesausflüglern aus Bodrum. Nur mühsam finde ich einen Ankerplatz und kann nun aus nächster Nähe das besonders ausgelassene Treiben einer englischen Touristengruppe an Bord verfolgen. Ich habe noch genügend Zeit um eine ausgiebige Besichtigungstour zu Fuß zu unternehmen. Nachdem gegen Abend alle Gulets wieder die Bucht verlassen haben, kehrt angenehme Ruhe ein. Die Nacht ist jedoch weniger erfreulich, da der zeitweise stark böige Wind mehrmals seine Richtung um etwa 180° ändert was hektische Betriebsamkeit unter den zurückgebliebenen Ankerliegern – auch bei mir – auslöst wobei der schwierige, z.T. aus Felsplatten bestehende Ankergrund das seine dazu beiträgt. So eindrucksvoll die Bucht von KNIDOS auch war, so bin ich doch froh diesen Platz nach einer weitgehend schlaflosen Nacht wieder zu verlassen und steuere als mein nächstes Ziel die Karada Marina in BODRUM an.
Nachdem ich mich über Kanal 73 angemeldet und mitgeteilt habe, dass ich vor dem Festmachen am Liegeplatz noch an die Tankstelle möchte, geleitet mich ein Schlauchboot der Marina zu dieser. Dem sehr freundlichen Tankwart gelingt es den Dieseltank zu füllen ohne auch nur einen Tropfen Diesel zu verschütten, was mir noch nie passiert bzw. mir selbst je gelungen ist. Ich gebe ihm daraufhin ein für türkische Verhältnisse fürstliches Trinkgeld von EUR 5,-.
Daraufhin bespricht er sich mit dem Fahrer des Marina - Schlauchboots und dieser will mir nun einen „besonders schönen Platz“ direkt neben dem Restaurant zuweisen.
Als ich diesen gerade ansteuere drängt sich ganz ungestüm ein Militär- Patrouillenboot vor und macht an diesem Platz fest. Man bedeutet mir zu warten, da dieses Boot bald wieder wegfahren sollte. Als jedoch auch nach etwa 12 Stunde daraus nichts wird, ersuche ich den Marina- Angestellten mir einen „normalen Platz“ zuzuweisen. Ohne es zu ahnen war das Patrouillenboot „meine Rettung“, denn fast die ganze Nacht hindurch erschallte aus dem Restaurant ohrenbetäubend laute Musik und wenn ich dort meinen mir ursprünglich zugedachten Liegeplatz gehabt hätte, hätte ich wiederum eine schlaflose Nacht gehabt...!
Ich bleibe einen Tag (Samstag den 12. 6.) in BODRUM, mache einen ausgiebigen Rundgang auf dem die Stadt beherrschenden Castell St. Peter, versorge mich auf dem in der Nähe gelegenen gepflegten Gemüsemarkt mit frischem Gemüse und lasse mich vom Touristenstrom mitreißen. Welch herrliches Gefühl zu wissen, dass man sich diesem Treiben jederzeit entziehen kann...!

Blick von der Marina auf die Festung v. BODRUM Blick von der Festung auf die Marina Festung u .Chora auf ASTYPALÄYA

 


Zurück nach Griechenland........
Nach dem Ausklarieren, das wiederum ein mir von der Marinaverwaltung genannter „Agent“ durchführt, verlasse ich am 13. 6. morgens die Türkei und fahre bei schönem und relativ ruhigen Wetter weiter zur griechischen Insel ASTYPALÄYA.
Diese kahle, fernab vom Touristenstrom liegende westlichste Insel des DODEKANES erreiche ich gegen 1700 und genieße nun die nur vom Blöcken der Schafe unterbrochene Stille der völlig einsamen Bucht Porto Agrithi im S des östlich gelegenen Teils der durch eine nur 110 m breite Landenge zweigeteilten Insel.
Am nächsten Tag breche ich bei ebenfalls ruhigem Wetter zur Insel AMORGOS auf.
Ich steuere die weite, an der NW- Küste der Insel gelegene Bucht O. Katapola an, in der auch der gleichnamige Ort liegt. Ich werfe Anker in einer nach N geschützten Einbuchtung in etwa 0,6sm Entfernung von Katapola, fahre anschliessend mit dem Dingi in den Ort und besuche eine nette Taverne.

Bei Starkwind von AMORGOS an die S- Spitze von NAXOS......
Am nächsten Tag starte ich bei N - Wind von 20-25kn zu der nur ca. 20sm entfernten Ankerbucht Kalando an der S- Spitze von NAXOS. Obwohl die Windrichtung nicht ungünstig ist, ist diese Überfahrt alles andere als angenehm. Als ich nämlich den Schutz der Bucht von Katapola verlasse, wird die KIRLEKING von einer See mit hohen und unangenehm kurzen Wellen empfangen. Als ich mich dann etwa 112 Stunden später in Lee der felszerklüfteten S- Küste der Insel KEROS befinde fallen Böen mit bis zu 35kn ein und ich muss ständig auf der Hut sein rechtzeitig zu reffen.
Auch die vielen kleinen Felsklippen und Inselchen die sich im N von ANDIKEROS bzw. an der S- Seite der Insel KEROS befinden, halten mich gehörig auf Trab da auch die Sicht durch den starken Seegang und das leicht trübe Wetter stark eingeschränkt ist.
Ziemlich geschafft erreiche ich gegen 1300 die Ankerbucht Kalando. Hier liegen schon 3 Yachten vor Anker und zusätzlich vorhandene Bojen erschweren das Aufsuchen eines einigermaßen geschützten Liegeplatzes mit ausreichendem Schwojkreis. Dieser ist aber notwendig, da ständig starke Fallböen mit etwa 30kn aus wechselnder Richtung in die Bucht einfallen. Es bleibt mir nichts anderes übrig als meinen Platz in einem relativ schlecht geschützten Bereich der Bucht einzunehmen wobei ich dieses Risiko nur durch mein volles Vertrauen auf meinen 34kg schweren Jambo- Anker eingehen kann. Ich bin jedoch so müde, dass ich bei Einbruch der Dunkelheit trotz der unwirtlichen Bedingungen in tiefen Schlaf falle.

Fahrtroute bei starkem N-Wind von AMORGOS (O. Katapola) zur S- Spitze von NAXOS (Kalando)
(Automatische Logbuch – Aufzeichnung der gefahrenen Route im „Tsunamis“ – Seekartenprogramm)

 


Auf SIFNOS kündigt sich ein Wetterumschwung an......
Am Mittwoch den 16. 6. breche ich bei ruhigem Wetter um 0815 in die Vathy Bucht auf der Insel SIFNOS auf, wo ich um 1415 vor Anker gehe. Hier treffe ich auch wieder einmal auf die „TOSCANA“, einen unter österreichischer Flagge fahrenden sehr gepflegten „Nostalgie- Schoner“ – natürlich ganz aus Holz gefertigt. Normalerweise liegt dieser immer in der Grikou – Bucht auf PATMOS, wo er anscheinend auch seinen Liegeplatz hat. Der österreichische Eigner ist jedoch nicht an Bord.
Der nächste Tag ist völlig windstill und sehr feucht und heiß – fast wie in den Tropen! Das Thermometer zeigt 37° im Schatten. Obwohl eine Wetteränderung zu erwarten ist, breche ich um 1215 auf und fahre unter Maschine über die spiegelglatte See nach MILOS wo ich um 1530 in der Bucht von Adamas den Anker fallen lasse.

Zwei Tage und zwei Nächte bei Starkwind auf MILOS........
Gegen Abend setzt starker SW- Wind in die Bucht und damit verbunden ist eine unruhige Nacht. Bei strahlendem Sonnenschein nimmt der Wind am nächsten Tag noch auf gut 25kn zu und die Bucht ist mit Schaumkronen bedeckt. Ich habe in dieser Bucht im Lauf der Jahre insgesamt sicher schon mehr als 30 Tage zugebracht, habe aber so etwas noch nie erlebt! Da es mir am Schiff zu ungemütlich ist, verbringe ich den Tag an Land. Ich helfe einer französischen Yacht bei ihrem verzweifelten Anlegemanöver und werde dabei selbst völlig nass, da die Wellen ungestüm über die Mole schlagen. Es ist ein völlig ungewohnter Anblick in diesem sonst immer so ruhigen Hafen. Abends kämpfe ich mich bei bis zu 30kn Wind mühsam im Dingi zurück auf die KIRLEKING und verbringe wieder eine schlechte Nacht- z.T. auf dem Kajütboden schlafend- auf dem in der aufgewühlten Bucht stampfenden Schiff.
Als es am Freitag (18. 6.) in der Früh noch immer so stark weht, beschließe ich – so wie das zwischenzeitlich auch alle anderen Yachten getan haben – mir einen neuen Ankerplatz im Südteil der Bucht (gegenüber von Adamas) zu suchen. Da keine der abgelaufenen Yachten zurückgekommen ist nehme ich an, dass es dort etwas besser sein sollte. In der Tat kann ich mich hinter eine kleine Landzunge „verkriechen“ und bin so vor den Wellen besser geschützt, doch dem starken Schwell an diesem Platz kann ich mich nicht entziehen.
Erst am Samstag in der Früh (19.6.) hört es auf zu wehen und es ist wieder ruhig und schön. Ich lege die KIRLEKING wieder an ihren gewohnten Ankerplatz und mache einen ausgiebigen Fußmarsch. In der Nacht ist es zwar fast windstill, doch steht noch immer eine unangenehme Dünung in die weite Bucht...!

Auf der ELAFONISOS Insel Mein Navigationsplatz auf d. KIRLEKING

 


Weiterfahrt zur Insel ELAFONISOS mit Starkwind im Bereich des Kap Maleas.......
Normalerweise erhole ich mich immer in MILOS von den „Reisestrapazen“ um dann meinen Törn mit der Überfahrt zum knapp 60sm entfernten Kap Maleas (siehe Bild – bei Schönwetter- im 1. Bericht) an der S- Spitze des E- Fingers der PELOPONNES fortzusetzen. Diesmal breche ich jedoch am Sonntag den 20. 6. um 0545 ziemlich „geschlaucht“ zu dieser Überfahrt auf. Bei schönem Wetter und wenig Wind liege ich gegen 1500 nur mehr etwa 6sm vom Kap entfernt als die Sonne plötzlich hinter den Wolken verschwindet und immer stärkerer Wind aus W zuerst mit 25kn und dann bis zu 30kn aufkommt der mit zunehmender Stärke auch immer mehr vorlicher einfällt. Zusätzlich wird mein Weiterkommen von einer sich rasch bildenden kurzen steilen See, deren Brecher das Deck immer wieder unter Wasser setzen und in denen sich die KIRLEKING festzustampfen droht, erschwert. Kurz entschlossen ändere ich meinen Kurs um das rund 18sm entfernte Monemvasia an der W-Küste der PELOPONNES anzulaufen. Aber bald darauf ändere ich wieder meinen Plan und versuche neuerlich Kurs auf das Kap zu nehmen, nachdem ich festgestellt habe, dass der Seegang nicht ganz so stark ist wenn ich mich diesem „im Windschatten“ aus weiter nördlicher Richtung nähere. Außerdem kann ich auf diesem Kurs etwas Segel setzen um damit das Boot auch besser zu stabilisieren. Beim Näherkommen prasseln jedoch wiederum starke Fallböen von etwa 35kn von den hohen Felsen rund um das Kap auf die KIRLEKING hernieder aber als Ausgleich ist der Seegang gering, sodass ich trotzdem ganz gut weiterkomme.
Erst gegen 1800 und in gehörigem Abstand von der Küste steuere ich mein Tagesziel, die Ankerbucht Levki direkt an, um (bei eventuellen Motorproblemen) eine gefährliche Legerwallsituation bei dem nach wie vor starken W- Wind zu vermeiden.
Erst bei Einbruch der Dunkelheit kann ich kurz vor 1900 den Anker fallen lassen, bin aber sehr zufrieden mein Tagesziel – die Insel ELEFONISOS – trotz der widrigen Bedingungen gegen Ende der Überfahrt, erreicht zu haben.

Route um das Kap Maleas bei starkem Wind aus W und Ansteuerung der Levki Bucht auf der Insel ELAFONISOS (Automatische Logbuch – Aufzeichnung der gefahrenen Route im „Tsunamis“ – Seekartenprogramm)

 


Am Montag (21. 6.) bleibe ich auf meinem Ankerplatz, mache jedoch zu Fuß einen etwa 2-stündigen Ausflug in den Hauptort an die N- Seite der Insel.
Am Morgen des nächsten Tages verhole ich die KIRLEKING in die Sarakino – Bucht an der S- Seite der Insel. Diese weite Bucht wird im N von einem herrlichen Sandstrand eingefasst. An ihrer E-Seite befindet sich eine kleine „Mini- Taverne“ – ein Treffpunkt v.a. für junge Griechen die auf der Insel kampieren. Bei netter Musik gönne auch ich mir dort einen Ouzo...!

Fahrt nach Pto. Kaglio mit Hindernissen.......
Gegen 1400 hole ich den Anker hoch und nehme Kurs auf das etwa 20sm entfernte Pto. Kaglio auf der Halbinsel Mani am Mittelfinger der PELOPONNES.
Kaum bin ich etwa 1 Stunde unterwegs als wieder einmal W- Wind aufkommt, der sich nach kurzer Zeit bis auf 30kn steigert. Ich gebe auf, drehe um und kehre reumütig zu meinem 1.Ankerplatz an der E- Seite der Insel zurück.
Um den nächsten Tag (Mittwoch 23. 6.) gut auszunützen breche ich bei ruhigem Wetter schon um 0630 auf und gehe um 1100 in der Bucht von Pto. Kaglio vor Anker. Anschließend lasse ich wieder einmal den herben Charme der in dieser Gegend kargen, teils felsigen Halbinsel Mani mit ihren – aus der Vergangenheit stammenden festungsähnlich gebauten Häusern (s. Bild im 1.Bericht) auf mich einwirken und mache mich auf einen etwa 3-stündigen Ausflug zum „Todesorakel des Poseidon“ an der S-Spitze der Halbinsel, nahe dem Kap Tainaron.

Im äußersten S der Halbinsel Mani. In Bildmitte das „Todesorakel des Poseidon“ (Blick nach S) Der Eingang zum „Todesorakel“ (Blick nach E)

 


Ruhige Überfahrt durch den Messiniakos Golf und weiter nach Katakolon......
Nachdem ich mir abends meinen „fish in lemon-sauce“ in „meiner“ Taverne, wo ich schon bestens bekannt bin, zu Gemüte geführt habe, lichte ich am nächsten Morgen um 0730 den Anker, umrunde das Kap Tainaron bei schönem Wetter und ruhiger See , fahre ein Stück entlang der imposanten Felsküste im S von Mani um dann den weiten Golf von Messiniakos in Richtung NW zu durchqueren an dessen Scheitel die Stadt Kalamata liegt, die auch über eine große Marina verfügt. Mein Tagesziel ist die Bucht von Methoni in der ich um 1530 vor Anker gehe. Diese bei nördlichen Winden sichere und ruhige Bucht wird an der W- Seite durch eine weit ins Meer hinausragende eindrucksvolle Festung begrenzt.
Am Freitag den 25. 6. breche um 0730 bei ruhigem und schönen Wetter auf und fahre entlang der W- Küste der PELOPONNES nach N , vorbei am Golf von Navarone mit der Stadt Pylos um um 1615 in der Bucht von Katakolon in nicht allzu weiter Entfernung eines riesigen Kreuzfahrtschiffes das an der Pier liegt vor Anker zu gehen. Die letzten 3 Stunden hatte ich schönen W- Wind mit etwa 15kn und ich genoss herrliches Segeln. Hier in Katakolon legen viele Kreuzfahrtschiffe an, um ihren Gästen den Besuch des etwa 70km entfernten Olympia zu ermöglichen. Als ich nach der Ankunft mein obligates Bad im Meer nehmen will, werde ich davon durch zahllose große bläulichgrau durchsichtig- schillernde Quallen, die mit trägen Bewegungen durchs Wasser gleiten, abgehalten...! Ich schätze ihre Länge auf etwa 40cm und bin froh sie noch rechtzeitig vor dem Sprung ins kühle Nass entdeckt zu haben!

Das Kap Tainaron an der S - Spitze der Halbinsel Mani Gemauerte Gräber auf Mani „Riesenquallen“ in der Bucht von Katakolon

 


Abstecher in den Golf von Petala in der Inselgruppe der ECHINADEN......
Ein Hoch liegt über ganz Griechenland und so nütze ich das schöne Wetter um meine Fahrt Richtung N fortzusetzen. Ich verlasse Katakolon um 0910, umrunde das Kap Tripiti und kann mit dem Fernglas am Festland endlose Badestrände mit unzähligen Sonnenschirmen und Badenden ausmachen. Soviel ich weiss, gibt es dort irgendwo auch einen bekannten Robinson- Club. Nun muss ich den Golf von Patras an seiner W- lichen Begrenzung queren und muss dabei auf die stark befahrene Schiffsfahrtroute vom ionischen Meer in den Golf von Korinth achten, da ich diese in fast rechtem Winkel passiere. Vorbei an der felszerklüfteten Insel OXEIA die sich an der N- Seite zur Einfahrt in den Golf von Patras befindet, steuere ich den Golf von Petala an , der auf der Festlandseite der Inselgruppe der Enchinaden liegt und den ich um 1730 erreiche. Kurz vor meiner Ankunft kommt schlagartig stärkerer Wind mit über 20kn auf, der sich auf meinem Ankerplatz im Schutz der steilen Landzunge die den Golf nach W hin begrenzt durch Fallwinde noch verstärkt. Trotzdem liege ich hier am Eingang zum Golf, genauso wie 4 weitere Yachten , vollkommen sicher, da die Wassertiefe nur etwa 4 m beträgt, der Ankergrund aus gut haltendem Schlamm besteht und sich infolge des engen Seeraumes keine nennenswerten Wellen bilden können.

In der ruhigen Ankerbucht von Methoni Trocknen der Tintenfische

 


Weiter in die Tranquil Bay vor Nidri mit anschließender Schlauchbootreparatur....
Am Sonntag den 27. 6. fahre ich bei brütender Hitze und spiegelglatter See durch den Echinaden – Archipel und dann weiter nach NW an mehreren kleinen Inseln vorbei an die S- Küste der Insel Meganisi. Insgesamt sind es nur etwa 30sm bis zu meinem Tagesziel, der Tranquil – Bay vor dem von Touristen überquellendem Ort Nidri. Dort – besser gesagt zu „George“, dem Shipchandler – muss ich dringend hin, da sich leider mein Dingiboden von den Schläuchen wieder teilweise gelöst hat und ich daher dringend Klebematerial etc. für eine Reparatur benötige. Die folgenden 2 Tage steht daher vornehmlich „Dingireparatur“ am Programm.
Am 2. Tag meines Aufenthaltes (Dienstag, 29. 6.) fahre ich gegen 1600 nach N in Richtung Lefkas- Kanal und gehe vor dem Ort Lygia vor Anker, der in der Nähe der Kanaleinfahrt liegt. Da die Drehbrücke des Kanals nur alle vollen Stunden für den Schiffsverkehr geöffnet wird, kann ich von diesem Platz aus mein „Timing“ für die Durchfahrt besser abstimmen.

Passieren der geöffneten Drehbrücke im Lefkas Kanal (Blick nach N) Links im Bild der inzwischen versandete ehemalige römische Galeerenhafen bei d.Einfahrt in den Lefkas Kanal von N

 


Zurück nach KORFU über Igoumenitsa und Badestop auf den Syvota Inseln....
Mein Ziel am nächsten Tag ist die weite Bucht vor der Stadt Igoumenitsa mit einem Badestop auf den Syvota Inseln die sich auf der Festlandseite vor dem Ort Mourtos befinden. Nach problemlosem passieren des Lefkas – Kanals kommt etwas W- Wind auf, sodass ich unter Segel mit Motorunterstützung gut vorankomme und daher noch etwa 3 Stunden auf den Syvota Inseln, die fest in der Hand von zahllosen Touristen sind, verweilen kann.
Am Donnerstag den 1. 7. ist es soweit – ich nehme bei brütender Hitze Kurs auf KORFU und erreiche mein Ziel die Gouvia Marina – dem Ausgangs- und Endpunkt meiner Reise gegen 1500 Uhr. Bevor mir das Marina- Boot meinen Liegeplatz zuweist, fahre ich noch an die Tankstelle um meinen Dieseltank vollzufüllen. Das ist wichtig um Kondenswasserbildung im Tank während der langen Liegezeit der KIRLEKING auf der Werft zu vermeiden. Ich bleibe noch 3 volle Tage in der Marina und werde vom Siegestaumel der Griechen bei der Fußballweltmeisterschaft förmlich angesteckt.
Am Montag den 5. 7. verlasse ich gegen 0900 die Marina und fahre in die etwa 2sm entfernte Werft des Hrn. Spiros. Wie vorher vereinbart, erwartet mich dort schon der (auf Schienen laufende) in das Wasser gelassene Slipwagen und nachdem ich die KIRLEKING auf diesen bugsiert habe, steht sie etwa 10min später an Land.
Nach den üblichen sofort nach dem Trockenholen durchzuführenden Arbeiten, die etwa 3 Stunden in Anspruch nehmen, begebe ich mich mit meinem Gepäck ins Hotel, da mein Rückflug nach Wien am nächsten Tag den 6. 7. schon zeitig in der Früh erfolgt.
Als ich anderntags beim Blick aus dem Fenster meiner Maschine einige Inseln an denen mich meine Fahrt mit der KIRLEKING vorbeigeführt hat, erkennen kann, kommt in mir wieder einmal das Gefühl der Dankbarkeit auf, dass „Schiff und Mannschaft“ diesen über 1.880sm (3.480km) führenden Törn so gut überstanden haben und dass ich auch diesmal wieder so viele schöne Erinnerungen mit nach Hause nehmen kann.

Liebe Grüsse
Erich Bichlbauer